[Rezension] Extrem laut und unglaublich nah - Jonathan Safran Foer
Titel:
Extrem laut und unglaublich nah
Originaltitel: Extremly loud and incredibly close
Reihe: /
Genre: Drama
Seitenanzahl: 480
Erscheinungsdatum: April 2007
Preis: 9,95€ [Broschiert] Kaufen?
Zum Inhalt:
Oskar Blum ist altklug und
naseweis, hochbegabt und phantasievoll. Eine kleine Nervensäge, die schon mit
neun Jahren eine Visitenkarte vorweist, auf der sie sich als Erfinder,
Schmuckdesigner und Tamburinspieler ausweist. Vor allem aber ist Oskar todtraurig
und tief verstört. Auch noch zwei Jahre nachdem sein Vater beim Angriff auf das
World Trade Center ums Leben kam. Nun will er herausfinden, warum Thomas
Schell, der ein Juweliergeschäft hatte, sich ausgerechnet an diesem Tag dort
aufhielt. Mit seinem Tamburin zieht Oskar durch New York und gerät in
aberwitzige Abenteuer.
Meine Erwartungen:
Das Buch lag schon etwas länger auf meinem SuB, aber ich habe mich
einfach nicht ran
getraut, durch das doch eher ernste Themengebiet, dem sich
die Geschichte bedient. Erst als ich durch eine Booktuberin, die nur darüber
hat schwärmen können, erneut darauf aufmerksam geworden bin, habe ich es mir
alles neues CR vorgenommen. Meine Erwartungen sind somit Zwiegespalten – ich
habe mir viel erhofft, aber war mir nicht sicher ob der Inhalt mir wirklich
zusagen würde.
Das Cover:
Das Cover ist durch die schwarz-weiß Farbwahl eher schlicht gehalten und
doch sehr aufregend, da es durch die Schreibweise des Titels und die Variierung
der Schriftgröße ins Auge sticht.
Die Charaktere:
Oskar hat einen sehr aufgeweckten und äußerst interessanten Charakter.
Durch seine „altschlaue“ Art ist er insbesondere Fremden gegenüber oft sehr
aufdringlich. Er ist hochbegabt, und das ist während des Lesens mehr als
deutlich. Er stellt sich während des Buches unzählig viele Frage, und erfindet
die verschiedensten Gerätschaften die in seinen eigenen Augen sehr praktisch
wären.
Er wirkt viel älter, als er tatsächlich mit seinen neun Jahren ist.
Dadurch, dass er hochbegabt ist, ist es ihm oft nicht möglich die Emotionen und
Reaktionen anderer nachzuvollziehen oder zu verstehen. Für ihn muss alles eine
logische Begründung haben und Übersinnliches schließt er komplett aus.
Meine Meinung:
Durch Oskars aufgeweckte Art und die Fragen die er sich stellt, wirkt er
älter. Eventuell sogar etwas zu alt. Seine Gedankengänge könnte ich einem
hochbegabten neunjährigen zuordnen und doch ist das Wissen, dass er in sich
birgt, so weit ausgeprägt, dass selbst ich mit meinen 18 Jahren bei manchen
Fakten die er aufzählt schmunzeln musste, weil ich davon nichts wusste. Deshalb
wirkt es an manchen Stellen auch etwas unglaubwürdig, dass er tatsächlich so
viel weiß, dann als Beispiel jedoch nichts mit Winston Churchill anfangen kann.
Das Wort „krass“, dass regulär zu Oskars Sprachgebrauch gehört, passt
keineswegs zu seiner sonstigen Redensweise. Dadurch wirkt der Charakter des
hochbegabten Oskars wiederrum ebenfalls etwas unglaubwürdiger.
Während des Lesens wünscht man sich, dass etwas mehr geschieht. Etwas,
dass mehr Spannung in die Geschichte bringt. Dementsprechend wirkt das Buch an
manchen Stellen etwas langatmig.
Eine
Nebenhandlung ist die Geschichte von Oskars Großeltern, jeweils aus Sicht von
Großmutter und Großvater. Sie gingen eine Ehe ein, die ein äußerst seltsames
Konstrukt war. Der Opa verließ seine schwangere Frau und ging zurück nach Dresden,
er kommt jedoch im Laufe des Buches zurück zu seiner Frau.
Um ehrlich zu sein, konnte ich nicht wirklich viel mit der Geschichte, die
Oskars Großeltern erzählt haben anfangen. Die Briefe, die sowohl an ihn, als
auch an seinen Vater adressiert waren, haben für mich wenig zu der eigentlichen
Geschichte beigetragen und dementsprechend habe ich nicht wirklich einen Sinn
hinter den Erzählungen gesehen.
Der Autor hat
bei der Sprachwahl des Großvaters versucht an die Nachkriegsliteratur
anzuknüpfen, jedoch ist es wirklich sehr unangenehm die Briefe aus seiner Sicht
zu lesen, eben wegen dieser Schreibweise.
Der Autor hat die wörtliche Rede direkt hintereinander gesetzt, sodass
man oftmals nicht wusste, wer denn gerade tatsächlich spricht. Auch die
verschiedenen Kapitel waren (insbesondere zu Beginn) etwas zu unüberschaulich
gestaltet, sodass ich immer etwas länger benötigt habe um überhaupt zu
begreifen aus welcher Sicht das geschriebene kommt, und inwiefern das mit der
Haupthandlung zu tun hat.
Alleine dadurch wurde es mit meiner Motivation die zu Beginn sehr hoch
war eher schlimmer als besser. Gegen Ende war ich tatsächlich etwas unmotiviert.
Das Thema dieses Buches ist sehr nervenaufreibend und wenn man fertig ist
mit lesen, zermartert man sich erstmal das Hirn. Sowohl über das Geschehene,
das Handeln der Menschen, als auch über die Personen, die an diesem Tag
Angehörige verloren haben.
Man denkt darüber nach was diese haben durchmachen müssen, und ganz besonders,
wie sie im Nachhinein damit umgegangen sind.
Darüber, dass man mit dem Geschehenen niemals wirklich umgehen kann.
Extrem
laut und unglaublich nah erhält somit 3,5/5 Federn von mir.
Ich habe den Film gesehen und mir darauf das Buch gekauft. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen es zu lesen, aber der Film hat mir schon gefallen.
AntwortenLöschenLG claudi-1963
Dann bin ich gespannt was von beidem dir besser gefallen wird!
LöschenLiebst, Phyllis.