Rezension | Rote Tränen - Mike Landin






Titel:
Rote Tränen

Originaltitel: /

Reihe: /

Autor: Mike Landin

Verlag: BoD

Genre: Gegenwartsliteratur | Thriller

Seitenanzahl: 342

Erscheinungsdatum: Juni 2020

Preis: 10,99 € |  Broschiert | Kaufen

Leseprobe



Jacob ist vom Umzug seiner Familie auf einen verlassenen Hof in den Berchtesgadener Alpen wenig begeistert.
"Ich mache hier die zwölfte Klasse, dann haue ich wieder ab."
Lediglich Hannah, die gleichaltrige Tochter der Nachbarn, kann seine Laune etwas aufbessern. Doch dann verschwindet in der Gegend ein jugendliches Mädchen, das Sechste innerhalb der letzten zwanzig Jahre. Die Fälle sind nie aufgeklärt worden und Jacobs Eltern verhalten sich seltsam abweisend, wenn er darüber reden will. Jacob forscht nach und erkennt bald, dass es nicht nur eine Verbindung zwischen den ungelösten Kriminalfällen und seinen Eltern gibt, sondern auch Hannahs Familie in deren Vergangenheit eine Rolle spielt.


Das Cover trifft tatsächlich nicht ganz meinen Geschmack. In Anbetracht der dunklen Farbtöne und dem Lichtschein der im Wald stehenden Hütte lässt es jedoch sehr gut auf sein Genre schließen. De rote Schrift der Überschrift, passt gut zum Titel. 




Jacob wird aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen und zieht mit seiner Familie im letzten Schuljahr um. Absolut verständlich also, wenn ein 18-jähriger Junge darauf eigentlich keine Lust hat. Doch eben dies ist es, was ich an Jacob so mochte: er hatte zwar keine Lust darauf, hat jedoch auch niemandem das Leben erschwert indem er bockig wurde. Er ist ein wirklich sympathischer junger Kerl, welcher sehr familiär veranlagt ist. Dies sticht besonders bei seiner kleinen Schwester hervor.  


Hannah ist Jacobs neue Nachbarin und eine sehr eigensinnige wenn auch interessante Person. Ich mochte sie gerne, insbesondere wegen ihrer Art die Dinge auszusprechen. 


Beide sind noch etwas naiv und gut zu beeinflussen, dies liegt jedoch am Alter und lässt sie umso realistischer wirken. 

„Mein Leben, so wie ich es kannte, war schlicht und einfach vorbei. Hatte ich tatsächlich noch Hoffnung auf ein Weiterleben?“ (S. 117 / Jacob)


Die Geschichte beginnt ruhig. Der Leser lernt in der Ich-Perspektive Jacobs Familie, das Dorf in welches er gezogen ist und dessen Bewohner kennen.


Schnell stellt sich heraus, dass die Eltern von Jacob ihm etwas verschweigen. Etwas aus ihrer Vergangenheit, was mit den entführten Mädchen im Zusammenhang steht. Nun begibt sich Jacob gemeinsam mit der Nachbarstochter Hannah auf die Suche nach der Wahrheit.


Sowohl Jacob als auch der Rest seiner Familie ist sympathisch, wenn auch gerade zu Beginn noch etwas durchsichtig. Dies ändert sich mit der Zeit, in dem der Leser (ebenso wie Jacob selbst) mehr von den Leuten aus seiner Umgebung erfährt.


Der Autor hat einen ganz eigenen Stil, welcher durch seine zugleich packende und relative neutrale Ausdrucksweise seinem Thriller nachdruck verleiht. Die Art und Weise, wie er seine Sätze formuliert, hat mich an einigen Stellen wirklich begeistern können. 


Die Beschreibungen sind äußerst detailreich, was ja grundlegend gut ist. Manche Beschreibungen, insbesondere die von Orten, waren jedoch etwas zu ausgeschmückt. Hier habe ich als Leserin gerne mal kurz den Pfaden verloren. Ein paar kleine Rechtschreibfehler sind in dem Buch auch noch zu finden, diese sind aber nicht gravieren und somit kaum störend.

Vereinzelnd gibt es auch Rückblicke in die Vergangenheit der Familie, welche genau in den richtigen Situationen die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft. 

Das Geheimnis welches es zu lösen galt, ist sehr facettenreich und spannend. Tatsächlich hatte ich schon relativ früh die richtige Vorahnung was den Täter betrifft - dies erfolgte jedoch eher intuitiv. Mike Landin hat für den Leser einige Finten parat und schafft es, die Auflösung möglichst lang hinauszuzögern.  

Im Allgemeinen gab es einige Wendungen die sehr zur Spannung beigetragen haben. Diesbezüglich muss ich jedoch etwas Kritik äußern. Mir ist es an manchen Stellen schwer gefallen, Jacob seine Gefühle tatsächlich abzukaufen. So hat er nach dem Unfall einer Person beispielsweise kurz Sorgen geäußert, jedoch noch nicht mal Anstalten getätigt schnellstmöglich hinterher ins Krankenhaus zu fahren. Ebenso beim Tod einer anderen Person .. es wurde kurz getrauert, die Familie ist dazu gestoßen (welche jedoch nach gefühlten zwei Sätzen auch schon wieder abgezogen ist, mit der Begründung sie könnten jetzt eh nichts tun (?!)) und dann war die Sache beinahe gegessen, nur hin und wieder  wurde sie erneut aufgegriffen. Dies ist tatsächlich sehr unrealistisch, zumindest in meinen Augen. Schließlich haben wir Jacob zuvor als Familienmensch kennengelernt, welcher eine gute und innige Beziehung mit Allen pflegt. Wenn eine Person aus meiner Umgebung sterben würde, wäre ich wahrscheinlich lange Zeit nicht ansprechbar. Ich würde viel weinen und meine Gedanken würden immer und immer wieder dahin zurück schweifen. Ich bräuchte den Trost und Halt den mir meine Familie gibt. Diese Szenen konnten mich somit leider nicht überzeugen. 

Nichtsdestotrotz hat mir die Geschichte und ihre Entwicklung wirklich gut gefallen. Ebenso die sich vorsichtig anbahnende Liebesgeschichte zwischen Jacob und Hannah hat mir Lesevergnügen bereitet. 


Ich vergebe gerne
4 von 5 Federn für Mike Landins Debütroman. 




Vielen Dank an den Autor, welcher mir sein Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Ich habe es sehr gerne gelesen!



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