Titel: Ich lass dich nicht los
Originaltitel: Someone to watch over
me
Reihe: /
Genre: Roman, Belletristik, Gegenwartsliteratur
Seitenanzahl: 352
Erscheinungsdatum: Juli 2015
Preis: 9,99 € [Broschiert] Kaufen?
„Ich hab dich lieb, jeden und jeden Tag.“ Unzählige Male hat Carrie
diesen Satz zu ihrem fünfjährigen Sohn Charlie gesagt, so auch an jenem
Sommertag an der Küste von Norfolk, als ein langer Schatten auf ihr
Leben fiel: Sie hatte nur für einen Moment die Augen geschlossen, und
als sie sie wieder aufschlug, war Charlie fort. Auch drei Jahre später
bestimmt dieses traumatische Ereignis noch Carries Leben, als sie
zufällig die alleinerziehende Mutter Molly kennenlernt. Doch noch können
die beiden Frauen nicht ahnen, dass an jenem Tag am Strand eine
Verbindung entstanden ist, die ihrer beider Schicksal bestimmen wird ...
Meine Erwartungen zu diesem Buch
hielten sich noch im Rahmen. Es handelt sich hierbei nun mal um ein sehr
ernstes und tief trauriges Thema und ich selbst wollte meine Erwartungen nicht
zu hoch setzen, da ich nicht wusste ob die Autorin es schafft mit diesem Thema
einen herzzerreißenden Roman zu schaffen der dem Leser trotz des Themas
eventuell einen Funken Hoffnung zu vermitteln.
Das Cover verrät noch nicht wirklich
viel über den Inhalt. Dort sieht man die Hände einer Frau, die ein Glas halten.
Darin ist der Titel geschrieben. An sich ist es schön schlicht.
Carrie ist eine sehr sympathische
Frau. Ihr leiden ist mehr als gut nachvollziehbar. Sie hat ihren Sohn auf
grausamste Art verloren und schafft es selbst nach drei Jahren nicht damit
umzugehen. Sie vermisst ihn mit beinahe jedem ihrer Atemzüge und muss trotzdem
irgendwie vorwärts sehen. Ohne ihren geliebten Sohn. Ohne zu wissen was aus ihm
geschehen ist.
Das Herz des Lesers fühlt und
fiebert mit. Und das wichtigste: Auch ich habe die ganze Zeit gehofft!
Molly tat mir die meiste Zeit leid.
Sie hat ihren Sohn noch und doch hat sie sich mit ganz anderen Sachen durchs
Leben zu plagen. Ihrem Ehemann. Sie ist eine Frau, die so vernarrt in die
Beziehung mit einem Mann gewesen ist, dass sie im Prinzip bereit war sich von
diesem schlagen zu lassen.
Ihre Gefühle waren die meiste Zeit
so gut nachvollziehbar das der Leser selbst teilweise ihre Gefühle hat
nachvollziehen kann. Dass sie bei ihm blieb, auch wenn er ihr so schreckliche
Sachen antat.
Ich habe ihr einfach etwas anderes
gewünscht. Dieser Frau die einst stark und selbstbewusst erschien und nun
beinahe so wirkt als sei sie ein stücken Elend..
„[...] und obwohl sie ihn halb
für das hasste, was er getan hatte, konnte sie sich ein Leben ohne ihn nicht
vorstellen. Es half ihr, ihn als krank zu betrachten, und so perfektionierte
sie die Kunst des Leisesprechens weiter; die Kunst, einem Schatten so ähnlich
zu werden, wie es nur ging, ohne ganz und gar zu verschwinden.“ (S. 127 / Molly)
Madeleine Reiss hat es geschafft die
Tragik der Thematik so zu verpacken, dass der Leser sich nicht hat losreissen
können. Ich musste wissen wie es weiter geht, wie nach und nach aufgedeckt
wurde was den Frauen geschehen ist. Ich habe immer und immer wieder gehofft
dass ihr Schmerz endlich gelindert wird. Dass sie den Fehler nicht an sich
selbst suchen, sondern es sehen wie es nun mal ist.
Ist Carrie Schuld dass ihr Sohn
nicht mehr aufzufinden ist? Weil sie kurz ihre Augen geschlossen hat? An einem
Strand mit vielen Menschen? Warum hat niemand bemerkt was geschehen ist? Wie
kann es sein das ein kleiner Junge einfach verschwindet, ohne ein einziges
Lebenszeichen – oder auch Hinweise auf seinen Tod? Spürt eine Mutter es nicht,
wenn ihr eigen Fleisch und Blut stirbt? Wie soll man nach so einem Ereignis
noch sein Leben leben?
Hat Molly falsch gehandelt? Warum
hat sie sich schlagen lassen? Hat sie sich unverantwortlich verhalten? Ihrem
Sohn gegenüber und sich selbst? Wie konnte sie so leben? Und weiter hoffen,
dass er sich ändert? Woher kommt es wenn eine Person sich auf diese Art und
Weise verändert? Oder war ihr Mann schon immer so? Hat er es zuvor bloß
geschafft es besser zu verstecken?
Und grundlegend: Warum tut ein
Mensch so etwas?
All diese Fragen stellt sich der
Leser immer wieder und doch kommt man zu keiner vernünftigen Lösung.
Ich habe mich etwas länger vor
diesem Buch gedrückt, denn sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen bedarf
viele Nerven und es ist einfach... hart.
Das schlimmste daran ist – das ist
für manche Alltäglich. Sich schlagen zu lassen und in ständiger Angst zu
leben. Oder Tag für Tag zu trauern, nicht zu wissen was mit seinen Angehörigen
geschehen ist und nicht zu wissen ob man Hoffen sollte oder doch lieber
versuchen mit allem abzuschließen da es doch eigentlich keine Hoffnung mehr
gibt.
Ich habe das Lesen als etwas
anstrengend empfunden da die Schrift doch sehr klein geschrieben war. Dafür
hatten die Seiten jedoch auch mehr Inhalt.
Das Ende kam mir leider etwas zu
abrupt und ich finde es hätte noch etwas weiter ausgeschrieben werden können.
Ich vergebe 4/5 Federn für diesen
herzzerreißenden Roman.
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Vielen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares an den Golmann Verlag und die Verlagsgruppe Random House! |
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